Der Verein Direkthilfe:Roma ist in der Südostslowakei tätig, in einer Region die inoffiziell „Gemer“ genannt wird. Die größte Stadt ist Rimavská Sobota mit ca. 24.000 Einwohnern im gleichnamigen Landkreis, der zum Landesbezirk Banská Bystrica gehört.
Es ist dies eine hübsche und hügelige, bewaldete Landschaft südlich des Slowakischen Erzgebirges, die überwiegend landwirtschaftlich genützt wird. In Zeiten des ungarischen Königsreiches (ein kleiner Teil des Gemer gehört auch heute noch zu Ungarn, der Name kommt vom ungarischen Gömör) war dieses Gebiet durch intensive landwirtschaftliche Nutzung eine der reichsten Regionen Ungarns.
In der Zeit der Tschechoslowakei wurde dieses Gebiet von landwirtschaftlichen Genossenschaften (LPGs) genutzt, deren Ende durch den Zerfall des Comecon und die "Samtene Revolution" unausweichlich war. Wie in anderen Staaten Mittel-/Osteuropas zerfielen nicht nur die Genossenschaften sondern auch der Zusammenhalt der Arbeitsgemeinschaften. Die Felder wurden aufgeteilt und von den wenigen großen Betrieben abgesehen waren und sind die dortigen Bauern dem Wettbewerb und dem Bedarf an moderner Gerätschaft nicht gewachsen. Daher liegen auch viele Felder brach.
Dadurch ist die Region gegenüber dem westlichen Teil der Slowakei mit deren immens starker Autoindustrie (2016: Produktion von 184 Autos je 1.000 Einwohner sind Weltrekord!) in der Entwicklung und in den Arbeits- und Einkommensverhältnissen stark zurückgeblieben. Das Durchschnittseinkommen ist gering und Arbeitsplätze sind rar. Die Unterstützung aus Bratislava hält sich auch in Grenzen und so versucht man nun, die Region für den Tourismus attraktiver zu gestalten und unter dem Namen „Gemer“ verstärkt zu bewerben.
Lag die Arbeitslosigkeit der Slowakei insgesamt zuletzt bei 8,8 % und die Jugendarbeitslosigkeit bei ca. 21 % so ist die Situation im Gemer eine wesentlich schlechtere. Wird es daher selbst für die dortige Bevölkerung generell schwierig, sichere Arbeitsplätze mit lebensfähigem Einkommen zu bekommen so stellt dies für die der Minderheitengruppe der Romani sprechenden Bevölkerung eine nahezu unüberbrückbare Barriere dar, nicht nur aufgrund fehlender Qualifikation sondern auch aufgrund wachsender Ausgrenzung durch Rechtspopulismus und Rassismus.
Wir sehen es daher als unsere vordringlichste Aufgabe an, nicht nur Notfallhilfe in besonders kritischen Fällen zu leisten sondern auch allgemein zu helfen, in den ärmsten Gemeinden die Infrastruktur aufzubauen. Dies ganz besonders bei jenen, die unser aller Augenmerk zu allererst verdienen: Bei den Kindern!
In Kooperation mit den BürgermeisterInnen der Region helfen wir u. a. mit, Schulen und Kindergärten zu restaurieren und Sozialräume zu errichten. Wir werden die Behörden auch weiterhin unterstützen, wo immer wir dies können.
Bei all jenen Personen, Firmen und Organisationen, die uns schon bisher dabei so toll und großzügig unterstützen möchten wir uns dafür einmal mehr herzlichst bedanken und hoffen, auch weitere Menschen von der Sinnhaftigkeit unserer Tätigkeit und einer Spende oder noch besser einer Mitarbeit überzeugen zu können.
2017-01-23/Sv
Die Region Gemer ist auch ein lohnendes Ziel für den Tourismus. Hier einige Impressionen dazu:
- https://www.travelguide.sk/ger/gemer/touristische-attraktionen/touristiche-regionen/
Weiterführende Links:
Weiterführende Links zur Situation der Roma in der Slowakei finden Sie unter
Die Roma