Obwohl ich seit nunmehr
siebzehn Monaten Mitglied beim DHR bin, habe ich in den ersten zwölf Monaten nichts zur Arbeit des Vereins beigetragen. Erst im vergangenen Juni habe ich begonnen, mich für die Arbeit des DHR
näher zu interessieren.
Als sich nun die Gelegenheit
bot, von Hannes Giebl, dem Kassier und einem der Hauptakteure des Vereins, in die Slowakei mitgenommen zu werden, griff ich sofort zu. Angenehm war auch, dass sich noch Frau Dr. G. uns
angeschlossen hatte.
Beim Erreichen der betreffenden
Gegend war ich von der lieblichen Landschaft mit sanften Hügeln sehr angetan und hörte erstmals auch davon, dass dieser Landstrich „Gemer“ heißt und in Zeiten, als es noch zu Ungarn gehörte,
landwirtschaftlich einer der reichsten Bezirke des Landes war. Dass es sich dabei auch um eine geschichtsträchtige Gegend handelt, habe ich nach meiner Rückkehr nachgelesen. (Links am
Ende.)
Mit großer Spannung wartete ich auf den ersten Kontakt mit einer der von DHR betreuten Roma-Siedlung in Rapovska Krisovatka. Zuvor wurde ich auf das spezielle Odeur
vorbereitet, welches uns erwarten sollte. Es wurde mir nicht zu viel versprochen, die volle Senkgrube, für deren Entleerung das Geld fehlt, machte sich aufdringlich bemerkbar.
Dafür war das mit dem
vorhandenen Morast nicht so schlimm, wohl vor allem deshalb, weil der Boden durch die tiefen Temperaturen gefroren war. Die drei von Herrn Dr. Haselsteiner gespendeten Wohncontainer, die als
Sozialzentrum dienen, hoben sich wohlwollend ab und die für die Kinder angepasste Einrichtung war zweckgemäß, ordentlich und rein. Wir wurden auch in das Haus des Roma-Chefs der Siedlung
hineingebeten und bei diesem kurzen Aufenthalt lernte ich ihn und seine Gattin kennen. Mein erster Eindruck war ein positiver, die beiden waren freundlich und angenehm. Das Zimmer selbst war
einfach und vielleicht ein wenig unordentlich, aber sicher nicht mehr als in manchen Haushalten hierzulande.
Unser nächstes Ziel war der
Besuch bei dem von der DHR seit nunmehr neun Jahren betreuten spastisch gelähmten Mädchen, welches mittlerweile eine junge Frau von achtzehn Jahren ist. Deren Mutter ist wieder schwanger und für
das Mädchen wäre es nun wichtig, sich ein wenig vom Familienverband zu lösen und sich in mehr Selbstständigkeit zu versuchen. In der Südostslowakei ist das jedoch eine schwierig zu lösende
Aufgabe, da es an Einrichtungen für behinderte junge Menschen fehlt. Davon abgesehen wäre auch mit gewissem Widerstand der Familie zu rechnen. An einer Lösung dieser Aufgabe wird gearbeitet, das
Resultat bleibt abzuwarten.
Bei unserer Rückfahrt nach
Rimavska Sobota, wo wir auch übernachteten, zeigten mir Hannes und Eva, eine sehr nette und kompetente ältere Dame, die auch als Dolmetscherin für DHR tätig ist, noch einige andere
Wirkungsstätten des Vereins. So beispielsweise jene Bauten, wo auch die SchülerInnen der Emma-Plank-Schule mitgeholfen haben. Diese Häuser machten einen netten und gepflegten Eindruck und dabei
wurde mir vor Augen geführt, was die ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins hier schon alles geleistet haben.
Am nächsten Morgen fuhren wir in das überwiegend von Roma bewohnte Dorf Gortva, wo wir mit dem Bürgermeister sprachen. Er führte uns dann zur Schule und anschließend zum Kindergarten, um
uns stolz die Fortschritte zu zeigen. Tatsächlich befinden sich dort drei sehr nette, sehr helle und saubere Klassenzimmer, für die auch sicherlich manche österreichischen Schüler dankbar wären.
Der Bürgermeister zeigte sich auch dankbar dafür, dass der DHR hier entscheidend mitgeholfen hat und dies auch weiterhin tun wird.
Die Schulbänke und -sessel
ebenso wie die Schultafeln sind ein vom DHR initiiertes Geschenk der Gemeinde Wien, vom Verein transportiert und auch montiert. Auch die Kinderbettchen im Kindergarten wurden von DHR finanziert,
acht Stück müssen noch beschafft werden, da sich hier noch alte, völlig durchhängende Bettchen befinden.
Wir wurden auch gebeten, bei
der Anschaffung eines neuen Küchenherdes behilflich zu sein, da der jetzige total verrostet ist und in Kürze den Dienst aufgeben wird. Es wird dort für 30 Schul- und 20 Kindergartenkinder sowie
das Personal gekocht. Hannes hat versprochen, sich dafür im Verein einzusetzen.
Unsere Reise führte uns dann
weiter in das nächste Dorf namens Jesenske und zu einer der am schwierigsten zu betreuenden Familien. Diese wohnte ursprünglich in einem Bahnwärterhäuschen, welches von den Behörden geschliffen
wurde. Die Leute von DHR griffen die Familie auf, als diese am Straßenrand unter einer Plane dahinvegetierte. Mittlerweile wurde ihnen ein stark reparaturbedürftiges Haus zugewiesen, welches von
DHR Zug um Zug erneuert wird, sowohl finanziell als auch wirklich tatkräftig. Seit kurzem hat die Familie Strom, der Wasseranschluss soll im Frühjahr folgen, versprach der zuständige
Bürgermeister, der sich uns angeschlossen hatte.
Hier erfuhr ich auch hautnah
und sozusagen in einem Atemzug, was der bei Projekten angegebene Punkt „Notfallhilfe in besonderen Fällen“ bedeutet. Wir betraten das Wohnzimmer der Familie, wo sich vier kleine Kinder im Alter
zwischen zwei und fünf Jahren herumtummelten. Plötzlich fühlte ich mich unwohl, wusste jedoch nicht sofort, warum. Ich begann zu husten und es kratzte mich im Hals. An Hannes bemerkte ich
ähnliche Symptome.
Im nächsten Augenblick aber
erkannten wir beide gleichzeitig, woran das lag. In einer Ecke des Zimmers stand ein uralter kleiner Ofen, dessen Rohre unsachgemäß zusammengesetzt waren und wo Rauch herausdrang. Da wir von
anderer Seite schon gehört hatten, dass die ganze Familie krank ist und bereits größere Mengen Hustensaft konsumierte, war die Sachlage für uns klar. Hier war dringende Hilfe geboten und es
musste möglichst sofort ein neuer Ofen her. Für solche Fälle hat Hannes das nötige Pouvoir, welches er dazu nützte, den Bürgermeister um die schnelle Anschaffung eines neuen Ofens zu bitten, mit
der Zusage, die nötigen € 300,- umgehend zu überweisen.
Wir brachten je einen Karton
Lebensmittel für sie und die Nachbarsfamilie mit, auch Kleidung und Schuhe für die Kinder waren dabei. Bei den Nachbarn ist die Lage noch schlechter, es gibt dort noch keinen Strom und von den
elf Kindern der jungen Frau von zweiunddreißig Jahren (!) gehen sieben zur Schule. Lernen müssen diese Kinder bei Kerzenlicht, dennoch sind sie angeblich gut in der Schule. Wirklich
unfassbar!
Im Büro des Bürgermeisters erfuhren wir noch, wie schwierig es ist, mit den Problemen der Bevölkerung umzugehen. So gibt es in dem Dorf 2250 Einwohner, 600 davon sind Roma. Es gibt dort
drei unterschiedliche, heterogene Gruppen von Roma. Es gibt eine Gruppe slowakischer Roma, eine Gruppe ungarischer Roma und eine Gruppe von Roma, die gesellschaftlich über den beiden anderen
steht, eine als Oláh-Gypsies bezeichnete Oberschicht,
die finanziell viel
besser aufgestellt ist. All das macht das Zusammenleben nicht einfacher, im Gegenteil. Auch das soziale Verhalten der einzelnen Gruppen unterscheidet sich stark, wie wir zu hören
bekamen.
Beeindruckt hat mich aber vor
allem, dass hier offensichtlich eine neue Generation von Bürgermeistern heranwächst, die wirklich gewillt ist, mehr für die Menschen zu tun als jene früheren, die nur die eigenen Vorteile im
Sinne und in der Tasche hatten. Das lässt für die Zukunft hoffen und dafür, dass die DHR künftig auch mehr Unterstützung von den örtlichen Behörden erhält.
Danke für's Mitnehmen!
Gepostet von Stefan Svec am 5. November 2016
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